Gute Nachtgeschichten

Der Aufstand der Gartenzwerge

verfasst 1979

Es ist in der Nacht zum St. Nimmerleinstag,
zwölfmal schlägt die Turmuhr, Schlag um Schlag;
dumpf dröhnt Metall an Metall.
Schatten liegen über der Stadt - Finsternis überall.

Da, plötzlich verlässt eine Wolke den Mond;
ein Strahl fällt auf das Haus des Bäckers, der am Stadtrand wohnt,
das Licht, es bleicht so fahl, es tastet den Garten ab;
da, hat sich dort nicht was bewegt, rechts hinter dem Salat?

Es raschelt leis, ein Igel? - Nein!
Es ist ein Gartenzwerg, der Zwerg des Bäckers Hein.
Er erhebt sich leis', es klirrt der Spaten;
er schlurft über den Kiesweg - er kann nicht länger warten.

In allen Ecken und Winkeln regen sich sie,
ein solch' gespenstisches Bild, das sah man noch nie!
Eine große Zwergenschar ist versammelt im Nu,
und leise murmelnd stapfen sie auf das Haus des Bäckers zu.

Sie brechen die Tür mit Äxten auf,
herein stürmt das Zwergenheer in schnellem Lauf.
Die Wichtel ziehn den Bäcker aus seinem Bett,
die blitzenden Äuglein funkeln gar nicht mehr nett!

Zehn kleine Hellebarden durchbohren sein Herz,
röchelnd fühlt er nicht mehr den Schmerz;
Frau und Kinder kommen kaum noch zum Schrein:
Zwerg Hieronymus schlägt ihnen den Schädel ein.

Sie trinken des Bäckers Himbeeergeist,
tanzende Zipfelmützen - Hieronymus grinst dreist.
Kein Mensch ist am nächsten Morgen mehr erwacht:
die Zwerge haben sie alle umgebracht!

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Und als am Morgen der Milchmann kommt,
da ist alles still, nur noch die Mützen sind rot.
die Zwerge, sie grinsen ihn tönern an.
Habt Ihr Gartenzwerge? - Vorsicht tut not!

copyright 1979 Burkhard Heidkamp