Gute Nachtgeschichten

Die Entführung aus dem Serail

verfasst 1988

Abseits des Gitters liegt ein kleiner Raum,
dort sehen wir uns wie im Traum.
Das Licht wirft Schatten an die Wand -
sachte ergreifst du meine Hand.

Der Duft von fernen Ländern und Zeiten
kündet von Gestaden, Meeren und Weiten;
die Wasserpfeife summt noch leis' -
wir ziehn um uns den magischen Kreis.

Lang zu Boden fällt dein Haar so dicht,
hier finden uns die Eisenkrieger nicht.
Lass dies tausend Jahre währen,
wir woll'n von der Berührung zehren.

Die Nachtigall singt vom Nachtwind -
unsere Schatten schon verschmolzen sind;
deine Juwelen im Kerzenschein erglänzen,
zerflossen sind jetzt alle Grenzen.

Von ferne tönt das Minarett;
die Nachtigallen singen im Duett.
der Duft von Balsam uns umhüllt,
sich unser Schicksal hier erfüllt.

Doch bewahr das magische wort -
es löst die Fessel an den Ort.
die Marmorsäulen um uns schweigen,
der Brunnen plätschert zum Liebesreigen.

Bevor die Schergen hier eindringen
und uns vor den Uralten bringen,
woll'n wir auf bunten Sphären schweben:
der Zauberteppich wird sich jetzt erheben!

Die Kuppeln und Zinnen golden glänzen -
unten heulen die Häscher in irren Tänzen ....
.................................................................
wir fühlen nicht die Erdenschwere:
hinweg, weit über alle Meere.................

copyright 1988 Burkhard Heidkamp

Anmerkung des Verfassers in 2006:

zu diesem Gedicht passt treffend gut das Lied "Vollmond" der Gruppe "In Extremo" .